Delphi (Δελφοί)

Nach zwei Tagen in Athen ging es mit dem Mietauto weiter nach Delphi (Δελφοί). Delphi liegt rd. zwei Stunden nordwestlich von Athen, wobei die erste Hälfte der Fahrt Richtung Norden auf der Autobahn zurückgelegt werden kann. Danach geht es durch gebirgiges Gelände auf der Nationalstraße Richtung Westen. Delphi befindet sich auf 700 Meter Seehöhe. Der letzte Ort vor Delphi heißt Arachova (Αράχοβα) und ist in Griechenland ein bekannter Skiort.

Beide Orte liegen am Fuß des Parnass (Παρνασσός, lateinisch Parnasus) ein 2.455 Meter hoher Gebirgsstock. In der griechischen Mythologie ist der Berg Apollo geweiht und die Heimat der Musen, der Göttinnen der Künste. Deswegen gilt der Parnass in übertragener Bedeutung als Sinnbild und Inbegriff der Lyrik sowie allgemein der Kunst. Nach dem Parnass ist der Montparnasse in Paris benannt.

Delphi galt den Menschen der Antike als Mittelpunkt der Welt. In seinem Zentrum stand der Apollo-Tempel, in dessen Inneren sich das in der gesamten antiken Welt bekannte Orakel von Delphi befand. Am Eingang des Tempels war der Aphorismus „Erkenne dich selbst“ (γνῶθι σεαυτόν, gnōthi seauton) angebracht.

Die berühmten Orakelsprüche von Delphi waren, wie schon von antiken Beobachtern angemerkt, meist so zweideutig verfasst, dass sie kaum falsch liegen konnten. Als etwa der lydische König Krösus das Orakel von Delphi befragte, bevor er gegen den Perserkönig Kyros ins Feld zog, war die Antwort, er werde ein großes Reich zerstören. Davon ermutigt, wagte Krösus den Angriff und unterlag. Die Weissagung wurde daraufhin eben so interpretiert, dass sie nicht auf das Perserreich, sondern auf sein eigenes bezogen war.

Hier die heutigen Überreste des Apollo-Tempels mit Blick über das Tal:

Der Besucher kann alle antiken Sehenswürdigkeiten vom Eingang weitere 300 Meter hangaufwärts über die „heilige Straße“ besichtigen, wie sie auch vor 2.500 Jahren von Besuchern abgegangen wurde:

Neben dem Apollo-Tempel im Zentrum kommt er so beim Theater vorbei, indem der musische Teil der pythischen Spiele stattfand, die unter den Panhellenischen Spielen nach jenen von Olympia die Bedeutendsten waren. Oben am Hang endet der Weg beim noch gut erhaltenen Stadion, in dem die sportlichen Wettkämpfe dieser Spiele ausgetragen wurden.

So sieht der Blick von den oberen Rängen des Theaters aus (weiter unten ist der Apollo-Tempel ersichtlich):

Die erhaltenen Kunstgegenstände dieser antiken Kultstätte befinden sich heute im angrenzenden Museum. Dort kann auch ein Modell des Heiligtums zu seiner Hochblüte im 5. und 4. Jahrhundert vor Christus besichtigt werden. Wie immer in solchen Fällen unbedingt das Museum vor der archäologischen Ausgrabungsstätte besichtigen. Nur so lässt sich den Ruinen eine visuelle Vorstellung ihrer ursprünglichen Bauweise geben. Da wir am ersten Sonntag im November dort waren, gab es, wie in vielen Museen Griechenlands an diesem Tag, sogar freien Eintritt.

Wir fanden Delphi an diesem Tag bei herrlich mildem, sonnigem Herbstwetter vor, das bedingt durch die späte Jahreszeit nur mehr von wenigen Touristen besichtigt wurde. Der ganze Ort strahlte dadurch in der späten Nachmittagssonne große Ruhe und Frieden aus, der trotz seiner heutigen Ruinen ein wenig die Heiligkeit dieses Ortes für antike Besucher erahnen ließ. Wir fanden Delphi trotz des größeren Umwegs diesen Abstecher wert.

Im Anschluss an Delphi führen wir weitere zwei Stunden den Golf von Korinth entlang nach Südwesten, bis wir am späten Abend (für 13 EUR Mautgebühr) über die Rion-Antirion Brücke am Eingang des Golfs von Korinth auf den Peloponnes übersetzten und in der Nähe von Patras übernachteten.

Wir empfehlen, im an die antike Ausgrabungsstätte angrenzenden modernen Delfi vor der Weiterfahrt noch etwas zu essen, denn auf der Nationalstraße fanden wir nicht eine Raststätte. So bekamen wir erst spätabends in dieser Taverne am Meer in der Nähe von Patras unsere obligatorischen Tsatsiki und Oliven.

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