Nach so viel Hochkultur war für die nächsten zwei Tage Erholung an der Costa Navarino angesagt.
Ganz ohne Geschichte geht es aber auch hier nicht. Die Griechen kennen diese Gegend nämlich von der Schlacht bei Navarino. Navarino ist der italienische Name für die dort gelegene, einst auch einmal zu Venedig gehörende Kleinstadt, die sich heute auf griechisch Pylos (Πύλος) schreibt. Vor der Bucht von Pylos (Navarino) fand am 20. Oktober 1827 die entscheidende Seeschlacht zwischen England, Frankreich und Russland einerseits und dem Osmanischen Reich andererseits statt, der Griechenland seine Unabhängigkeit verdankt.
Pylos, eine nette idyllische Kleinstadt, liegt am südlichen Ausgang der rd. fünf Kilometer langen Bucht. Die westlich vorgelagerte, unbewohnte Insel Sfaktiria (Σφακτηρία) schirmt die Bucht vom Meer ab und macht sie zu einem Naturhafen, der lediglich durch zwei schmale Zufahrten im Norden und Süden mit dem Meer verbunden ist.
An den Norden dieser Bucht grenzt eine weitere, allerdings wesentlich kleinere Bucht namens Voidokilia (Βοϊδοκοιλιά). Sie gilt als eine der schönsten Badebuchten und Strände auf dem Peleponnes und ist in der Form eines Omega mit einem schmaler Spalt im Fels als einzige Verbindung zum Ionischen Meer kreisrund in die Küstenlandschaft geschnitten. Neben dieser kleinen Bucht befindet sich die größere Gialova-Lagune, ein Naturschutzgebiet für seltene Vogelarten.
Obwohl das Wetter Anfang November noch so mild und das Wasser so warm war, dass Tamara am Strand des Resorts im Meer schwimmen konnte, …
…war der Grund zumindest meines Aufenthalts hier aber nicht die Bademöglichkeiten an der Costa Navarino. Vielmehr ist die Costa Navarino ein touristisches Hoffnungsgebiet für Golftouristen.
Griechenland ist anders als Portugal oder Spanien, aber ähnlich zu Kroatien mit Golfplätzen noch unterversorgt. Ein griechischer Investor hat dies und das sonstige touristische Potential dieser Gegend erkannt und ein großes Resort mit zwei Golfplätzen bauen lassen, die als die besten in ganz Griechenland gelten. Einer, der Dunes Course direkt beim Resort, wurde von Bernhard Langer entworfen. Der vom Resort rd. zehn Kilometer entfernte, aber mit kostenlosem Shuttle-Dienst zu erreichende Bay Course stammt von Robert Trent Jones Jr. Bekannte Namen im Golfsport. Zwei weitere Golfplätze und ein Clubhaus für den Bay Course werden im nächsten Jahr eröffnet.
Hier der direkt an der Bucht von Navarino gelegene Bay Course mit der die Bucht abschirmenden Insel Sfaktiria im Hintergrund (rechts oben im Bild wird eine teures Boutique-Hotel gebaut):
Und hier der Dunes Course (also ich weiß nicht wieso, aber irgendwie sieht es auf diesen Fotos von Golfplätzen nie so schön aus, wie wenn ich dort stehe):
Das um diese Jahreszeit nur mehr zum Teil offene Resort und die Golfplätze wurden angeblich super ökologisch gebaut. So sei etwa kein einziger, dieser wunderbaren, alten Olivenbäume gefällt, sondern nur umgepflanzt worden.
Oliven-Ernte am Golfplatz:
Weiters darf zB am Strand des Resorts abends kein künstliches Licht eingeschaltet werden, um die Schildkröten nicht fehlzuleiten.
Inwieweit das alles stimmt, konnten wir natürlich nicht überprüfen, aber so viel können wir sagen. Resort und Golfplätze sind wirklich gelungen. Dass dieses Gebiet erst so spät touristisch erschlossen wurde, kommt ihm jetzt zu gute, indem versucht wird, die touristischen Fehler der Vergangenheit andernorts von vornherein zu vermeiden.
Allerdings gibt es das alles hier nicht ganz umsonst. Griechenland-Aussteiger oder Schnäppchen- und Billigtouristen sind nicht das erklärte Zielpublikum.
Und Urlaub in einem großen Resort mit zwei Hotels ist wahrscheinlich auch nicht jedermanns Sache. Wer nicht unbedingt mit Kindern dort ist und Rundumbetreuung mit regelmäßigen Mahlzeiten sucht, dem empfehlen wir, sofern er nicht ohnehin woanders in der Gegend nächtigt, im Resort lieber nur Frühstück zu buchen und am Abend im angrenzenden Gialova (Γιάλοβα) oder in Pylos essen zu gehen. Zwar ist das Essen im Resort nicht schlecht, aber für griechische Verhältnisse überteuert. Da bekommt man in den genannten Orten authentischeres griechisches Essen zu wesentlichen günstigeren Preisen.
Ich bekam von meinem Flight-Partner beim Golfspielen, einem super netten deutschen Pro aus München, der hier selbst ein Hotel und später auch einen Neun-Loch-Golfplatz bauen will, einen guten Restauranttip in Gialova, den wir an beiden Abenden mit ihm gemeinsam nutzten.
Wenn sein Hotel eröffnet wird, werden wir sicher wieder kommen und ich dann die beiden neuen Golfplätze spielen.