Kirche der Hll. Sergius und Bacchus

Nach einer längeren Pause gibt es diese Woche wieder ein paar Blogbeiträge einer Reise von Tamara und Norbert – und zwar aus Istanbul, dem alten Konstantinopel.

Nach einem gemeinsam belegten Unikurs im letzten Semester am Institut für Neogräzistik und Byzantinistik („Einführung in die Alltagsgeschichte des Byzantinischen Reiches”), wollten wir uns ansehen, was vom Byzantinischen Reich und seiner alten Hauptstadt noch übrig ist.

Momentan ist nach Ansicht vieler Byzantinisten – schließt hier und im folgenden alle Byzantinistinnen ein – zwar keine gute Zeit zum Besuch, weil die zwei wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die Hagia Sophia und das Chora-Kloster, aus politischen Gründen wieder von Museen in Moscheen rückgewidmet und andere geschlossen wurden. Aber wir denken, Abwarten ist keine Alternative. Es wird so bald nicht besser. Lieber jetzt fahren, bevor das alte Konstantinopel ganz verschwindet.

Als Einstimmung auf die Hagia Sophia starteten wir heute mit der sogenannten „Kleinen Hagia Sophia”, der früheren Kirche der Heiligen Sergius und Bacchus.

Kirche der Heiligen Sergius und Bacchus

Es war die Stammkirche des Papstes, wenn er in Konstantinopel weilte. 551 hatte sich der dorthin aus dem Kaiserpalast geflohene Papst Vigilius an den Altar festgeklammert, als ihn Wachen von Kaiser Justinian in den Palast zurückbringen wollten. Nachdem Papst Martin I (600 – 655) vom byzantinischen Kaiser von Konstantinopel auf die Krim ins Exil geschickt wurde, begannen die Päpste allerdings, die Stadt zu meiden. Der letzte von ihnen vor der Neuzeit, mit dem bezeichneten Namen Konstantin, kam 711 zu Besuch.

Diese aus den 520er Jahren und damit aus frühbyzantinischer Zeit stammende Kirche wurde im Auftrag von Kaiser Justinian als Oktagon errichtet.

Sie ist, so wie fast alle früheren Kirchen in Istanbul, heute eine Moschee. Die Fresken, mit denen die Kirche reichlich geschmückt war, sind daher auch verloren. Für Byzantinisten, in diesen Dingen notgetrungen nicht nachtragend, trotzdem eine Top-Sehenswürdigkeit. Dass die Kirche als Vorbild für den Bau der großen Hagia Sophia gedient haben soll, gilt heute allerdings als widerlegt.

Oktagon der früheren Kirche und heutigen Moschee

Das Gebäude besteht aus zwei Kolonnaden-Arkaden-Geschossen mit einer Widmung in griechischen Hexametern für Kaiser Justinian, seiner Frau Theodora und dem Heiligen Sergius. Der Übergang zwischen den Geschossen, obgleich wie aus einem Lehrbuch über antike Tempel erscheinend, zeugt vom Übergang der Spätantike in die byzantinische Zeit.

Die Säulen sind, wie an ihrer unterschiedlichen Marmorierung zu erkennen, sogennannte „Spolien”, wie Kunsthistorikerin Tamara sagen würde, also von früheren antiken Bauwerken entwendet und hier neu aufgestellt. Die Kapitelle der Säulen sind typisch byzantinisch und tragen noch die Monogramme von Justinian und Theodora.

Unterschiedliche Marmorierung der Säulen (Spolien)

Den Namen von Justinian in der griechischen Inschrift habe ich gefunden:

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1 Comment

  1. Engelbert 17. September 2024 at 18:59

    TOP-Bericht! Freu mich auf die Fortsetzung.

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