Lips-Kloster, Pantokratorkloster und ein Hamam

Tamara meint zwar mit den byzantinischen Kirchen sei es jetzt dann genug, aber von ein paar besonders wichtigen und schönen möchte ich noch kurz berichten.

Wie dem früheren Lips-Kloster, das wir heute besichtigten. Kaiserin Theodora, die Frau von Kaiser Michael VIII (regierte 1259 bis 1282), ließ eine dort bereits bestehende Kirche aus mittelbyzantinischer Zeit am Ende des 13. Jahrhunderts renovieren und umgestalten und stiftete zu der Kirche ein Kloster (die Stiftungsurkunde, das sogenannte Typikon, ist noch erhalten). Das Lips-Kloster war Grablege der Klosterstifterin sowie von Kaiser Andronikos II (regierte 1282 bis 1328) und weiteren Familienangehörigen der Palailogendynastie, doch sind die Gräber nicht mehr erhalten.

Das frühere Lips-Kloster

Heute am Rande eines großen Boulevards gelegen, wurde das Kloster unmittelbar nach der osmanischen Eroberung in eine Moschee umgewandelt. Da die Moschee, die mehrmals abbrannte und zeitweilig aufgegeben wurde, im Inneren nicht verputzt ist, wirkt das Gebäude noch sehr authentisch (wenngleich natürlich ohne die früheren Mosaike und Fresken) und lässt die ursprüngliche Kirche gut erahnen. Man erkennt den ursprünglichen Aufbau aus zwei zusammengelegten Kirchen, einer älteren und kleineren Nordkirche und einer neueren und größeren Südkirche. Byzantinische Verzierungen sind noch an den Kapitellen und Gesimsen zu sehen.

Das Gebäude war übrigens geschlossen, als wir ankamen, aber ein Moscheediener hat es uns auf Anfrage geöffnet (ob nur kurz für uns oder generell blieb unklar). Das ist hier überhaupt ein Problem, dass bei vielen Moscheen nie ersichtlich ist, wann sie offen sind. Es gibt auch nie Öffnungszeiten am Gebäude angeschlagen und auch das Internet ist wenig hilfreich. Und dass sie zu den vom Sonnenstand abhängigen häufigen Gebetszeiten für westliche Besucher nicht offen sind, verursacht zusätzlich Stress. Das macht eine Tagesplanung immer schwierig. Aber das nur am Rande als Touristenerfahrung erwähnt.

Anschließend fuhren wir weiter zum früheren Pantokratorkloster. Das von Kaiserin Eirene (eigentlich Piroschka von Ungarn), der Frau von Kaiser Johannes II (regierte 1118 bis 1143) gegründete Kloster ist nach der Hagia Sophia das größte noch erhaltene byzantinische Gebäude und von außen beeindruckend anzusehen. Auch hier ist die Gründungsurkunde noch erhalten.

Das Christus Pantokrator, dem „Weltenherrscher“, geweihte Kloster ist ebenfalls das Ergebnis mehrere zusammengefügter früheren Kirchen aus mittel- und spätbyzantinischer Zeit. Das Pantokratorkloster war die wichtigste Grablege byzantinischer Kaiser nach der nicht mehr existierenden Apostelkirche. Mehrere Kaiser aus der Komnenen-Dynastie sowie der späten Palailogen-Dynastie wurden im Kloster begraben. Die Gräber sind nicht erhalten.

Das frühere Pantokrator-Kloster

Von innen fanden wir das Kloster etwas enttäuschend, da die umgestaltete und verputzte Moschee nur mehr wenige Überreste des byzantinischen Erbes erkennen lässt. Lediglich einige Säulen, Verzierungen am Gesims und etwas Marmor in der früheren Apsis sind aus byzantinischer Zeit noch übrig.

Ein nur wenige Gehminuten vom Pantokratorkloster befindliches neu renoviertes Hamam diente im Anschluss zur Erholung von unserer heutigen Tour durch die byzantinischen Überreste der Stadt. Den Tipp hatte ich aus einem Artikel in der NYT.

Eingangsbereich im Hamam
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4 Comments

  1. Engelbert 19. September 2024 at 17:30

    Wieder sehr schöner Artikel. An Wissen zu byzantinischer Geschichte ist da einiges weitergegangen in den letzten Monaten. Chapeau. Warte noch auf die Hagia Sophia. Die gibt‘s offenbar als Höhepunkt zum Schluss.

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  2. Engelbert 19. September 2024 at 17:34

    Hagia Eirene?

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    1. Norbert Bramerdorfer 22. September 2024 at 17:14

      Für die Hagia Eirene braucht man ein Ticket für den Topkapi-Palast. Kann nur über den Palast besichtigt werden.

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  3. Engelbert 19. September 2024 at 17:38

    Auch sehr schöne Photos!

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