Santa Sabina und Santa Maria in Cosmedin

Reliquien des Hl. Valentin
Anstehen vor der Bocca della Verità

Gestern habe ich über den Heiligen Valentinus und seine angeblichen Reliquien in der Basilica Santa Maria in Cosmedin berichtet und heute waren wir dort.

Touristin mit Hand in der Bocca della Verità
Santa Maria in Cosmedin mit Rundbögen, Spoliensäulen und schönem Marmorfußboden aus dem 12. Jhd.

In der Vorhalle der Kirche war eine Schlange mit Touristen angestellt, um ihre Hand in die „Bocca della Verità“ („Mund der Wahrheit“) zu legen. Das ist eine mehr als 2000 Jahre alte Marmorscheibe. Welche Funktion sie im alten Rom hatte – bloßer Kanaldeckel oder gar Altar aus einem früher hier befindlichen Herkulestempel – , ist nicht geklärt. Seit der Spätantike gab es jedenfalls den Volksglauben, dass man die Schwurhand unbeschadet in die Mundöffnung der Scheibe legen könne, wenn die Wahrheit beschworen werde, dass aber die Hand nicht mehr freigegeben werde, wenn eine Lüge ausgesprochen worden sei.1 Und so stellen sich Romtouristen bis heute an, um ihre Hand hineinzulegen. Ich kann mich erinnern, dass wir bei unseren Romreisen im Gymnasium das auch gemacht haben (allerdings nicht, dass wir uns dafür anstellen mussten).

Frühchristliche Basilica Santa Sabina mit einheitlichen Spoliensäulen

Den Weg in das Innere der Kirche finden nur wenige dieser Romtouristen, obwohl sie viel interessanter ist. Die im 8. Jhd. wegen des Anwachsen der griechischen Gemeinde in Rom in eine dreischiffige Kirche erweiterte Basilika gehört heute zur Melkitischen Griechisch-katholischen Kirche.2 In der Antike befanden sich an der Stelle der Kirche mehrere Herkulestempel und eine Säulenhalle zur Ausgabe von Getreide an die Bevölkerung, wovon noch die in der Kirche verwendeten Säulen zeugen.3

Rundbögen über den Säulen in Santa Sabina

Angesehen haben wir uns die Kirche deshalb, weil wir den sonnigen Nachmittag für einen Spaziergang zur unweit davon auf dem Aventin-Hügel gelegenen Basilica Santa Sabina all’Aventino genutzt haben. Der im Jahr 432 fertiggestellte Kirchenbau ist die kunstgeschichtlich wichtigste Kirche Roms aus dem 5. Jhd.

Weiße kannelierte Spoliensäulen aus einem einheitlichen Bestand des späten 2. Jahrhunderts trennen das Mittelschiff dieser frühchristlichen Basilika von den Seitenschiffen. Erstmals wurden hier Rundbögen über den Säulen anstatt eines waagerechten Gebälks verwendet. Leider ist das ursprüngliche Apsismosaik aus dieser Zeit nicht mehr erhalten, dafür aber noch teilweise die Eingangstür aus Zypressenholz. Sie ist damit die älteste originale Kirchentür.

Eine Tafel links oben an der Tür zeigt das älteste Beispiel einer Darstellung des gekreuzigten Christus. In den Katakomben – das haben wir von unserem Guide in den Katakomben der Priscilla gelernt – findet sich keine solche Darstellung, weil die Erinnerung an die Verfolgungen für die Christen noch zu unmittelbar war.4

Nach diesen Kirchen wollten wir uns noch am Forum Romanum die Fresken in der Kirche Santa Maria Antiqua ansehen, fanden aber den Eingang nicht. Wohl ein Zeichen, dass es für heute mit religiöser Kunst genug war. Und so ging es durch eine ziemlich volle Altstadt mit dem Bus zurück nach Hause.


  1. Bekannt wurde die Bocca della Verità vor allem durch den Film „Ein Herz und eine Krone“ mit Gregory Peck und Audrey Hepburn. ↩︎
  2. Die Melkitische Griechisch-katholische Kirche gehört zu den katholischen Ostkirchen, deren Liturgie und geistliches Leben dem byzantinischen Ritus folgt. ↩︎
  3. Auf Lateinisch: Statio Annonae. Die Verteilung von Getreide an die Bevölkerung (die sogenannte „annona“) erfolgte im antiken Rom aber auch in Byzanz kostenlos ↩︎
  4. Jesus am Kreuz wollte man aber noch nicht abbilden. Anstelle einer echten Kreuzigung wurde Jesus mit den Wundmalen dargestellt, wie er mit ausgebreiteten Armen aufrecht steht.  ↩︎
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