Heute sind Erna und Herbert mit dem Nachtzug aus Wien gekommen und am Nachmittag waren wir mit ihnen im Petersdom. Nun habe ich in diesem Blog schon viel über alte Kirchen, aber noch sehr wenig über den Petersdom geschrieben. Vielleicht deshalb, weil der heutige Petersdom mit einer Bauzeit von 1506 bis 1626 eine für römische Verhältnisse noch relativ junge Kirche ist.

Ich überlegte, ob sich von meinen geschätzten Leserinnen und Lesern schon mal jemand Gedanken gemacht hat, was denn davor an dieser Stelle gestanden hat? Und da das vermutlich nicht viele sein mögen, hier ein paar Zeilen.
Die für den neuen Petersdom abgerissene Kirche wurde im Auftrag Kaiser Konstantins des Großen zwischen 318 und 326 über dem vermuteten Grab des Apostels Petrus errichtet und wird heute als Alt-St. Peter bezeichnet.
Die fünfschiffige Basilika mit Querschiff hatte für die damalige Zeit gewaltige Ausmaße. Mit einer Gesamtlänge von ungefähr 120 und einer Lichweite von 18 Metern übertraf die spätantike Basilika die Mittelschiffe sämtlicher späteren gotischen Kathedralen. Zeitzeugen des Mittelalters berichten von einer verwirrenden Vielzahl von Nebenaltären und Grabkapellen innerhalb des Kirchenbaus.

In den folgenden Jahrhunderten wurde der Bau durch kriegerische Ereignisse stark beschädigt, aber immer wieder neu aufgebaut und renoviert. Seit dem 15. Jahrhundert gab es schließlich Überlegungen, die baufällig gewordene Peterskirche zu vergrößern, zuletzt unter Papst Julius II., der die Kirche als zu klein und nicht standesgemäß für sein geplantes Grabmal fand. Da Alt-St. Peter jedoch in einem schlechten Zustand war, entschied man sich statt einer Erweiterung für einen monumentalen Neubau, die heutigen Basilica di San Pietro.
Wer sich übrigens fragt, ob man im Petersdom auch in eine normale Messe gehen kann oder dort nur Papstmessen zu hohen Festtagen stattfinden: Der Papst hält keine regelmäßigen Messen im Petersdom ab. Messen finden dort aber jeden Tag statt. Und zwar in der Früh und Vormittags nahezu stündlich zwischen 7.00 und 12.00 Uhr und am Abend erneut um 17.00 und 18.00 Uhr; entweder in der Seitenkapelle des Hl. Joseph oder an der sogenannten Cathedra Petri. So wird der Altar vor der mittleren Hauptapsis des Petersdoms genannt. Das ist ganz vorne, noch vor dem Zimborium von Bernini, wo man sonst tagsüber als Besucher nicht hinkommt.

Der Besuch dieser Messen fordert keine große Logistik und kann ganz spontan erfolgen. Es sind lediglich die Sicherheitsschleusen am Petersplatz zu passieren. Mir gefällt vor allem die letzte Abendmesse um 18.00 Uhr, weil zu diesem Zeitpunkt die Kirche von Touristen schon weitgehend geleert ist. Es schafft eine eigentümliche Stimmung, nur noch mit wenigen Messbesuchern in diesem großen Dom zu sein und erstaunt, welche große Ruhe von diesem wunderbaren Gebäude ausgehen kann, wenn die täglichen Besuchermassen es längst verlassen haben.



