Byzantinische Kirchen (Teil III): Santa Prassede und Santi Cosma e Damiano

Heute waren wir mit Erna und Herbert bei den großen Papstbasiliken Santa Maria Maggiore und San Giovanni in Laterano (und den dortigen Heiligen Pforten).

Leider vom barocken Zimborium stark verdeckt: Byzantinisches Apsismosaik in Santa Prassede
Kirchenstifter Papst Paschalis I. mit der Heiligen Praxedis und dem Hl. Paulus auf der linken Seite des Apsismosaiks.

Und weil neben Santa Maria Maggiore gelegen, haben wir auch bei meiner römischen Lieblingskirche Santa Prassede vorbeigeschaut. Diese von Papst Paschalis I. gestiftete und seit dessen Umbau in den Jahren 817 bis 824 weitgehend unverändert erhaltene Basilika ist das bedeutendste und schönste Beispiel byzantinischer Kunst in Rom.

Auf dem zentralen Mosaik der Apsis von Santa Prassede werden Christus vom Hl. Paulus auf der linken Seite die Hl. Praxedis (Prassede) und vom Hl. Petrus auf der rechten Seite deren Schwester, die Hl. Pudentiana1, zugeführt. Flankiert werden diese links vom Kirchenstifter Papst Paschalis – wie in der Apsis in Santa Maria in Domnica mit dem quadratischen Nimbus des noch lebenden Getauften – mit einem Modell der Kirche und rechts von einem heute unbekannten Heiligen.2 Auf den Seiten des Mosaiks finden sich Palmen als Triumphzeichen der Märtyrer. Am unteren Ende schließt das Mosaik mit einem Lämmerfries (als Symbole von Christus und den Aposteln) ab.3

Die Idee für dieses Apsismosaik holte sich Papst Paschalis bei einer anderen, drei Jahrhunderte älteren römischen Kirche, nämlich der Basilika Santi Cosma e Damiano.

Apsismosaik in Santi Cosma e Damiano
Kirchenstifter Papst Felix IV mit dem Hl. Paulus und Hl. Damiano auf der linken Seite des Apsismosaiks

Die den Hl. Cosma und Damiano, den Schutzpatronen der Ärzte4, geweihte Kirche befindet sich am Rande des Forum Romanum. Das byzantinische Mosaik in der Apsis, das unter Papst Felix IV. (526–530) entstand, zählt zu den bedeutendsten frühchristlichen Kunstwerken in Rom. Die linke Figurengruppe wurde zwar nach dem Einsturz des Campanile unter Papst Urban VIII (1623–1644) restauriert5, ansonsten ist das Mosaik aber seit 1500 Jahren im Wesentlichen unverändert erhalten geblieben.

Thema des Mosaiks ist die Wiederkunft Christi als Weltenrichter. Von rechts und links geleiten Petrus und Paulus die beiden Kirchenpatrone Cosma und Damiano zu Christus.6 Links schließt sich Papst Felix IV. als Stifter mit Kirchenmodell an. Von rechts nähert sich der Hl. Theodor (mit Märtyrerkranz), der als byzantinischer Würdenträger gekleidet ist. Die Lämmer im Lämmerfries des unteren Abschlusses des Mosaiks kommen aus den Stadtsilhouetten von Jerusalem (links) und Betlehem (rechts).7

Das Abendlicht beleuchtet den Hl. Petrus und Hl. Cosma

Im Grunde hat Papst Paschalis also in seinem dreihundert Jahre jüngerem Mosaik in Santa Prassede nur die Kirchenpatrone und sich selbst als Kirchenstifter aus dem älteren Mosaik in Santi Cosma e Damiano austauschen lassen.

Als wir die Basilika besichtigten, fiel das Abendlicht auf die rechte Figurengruppe um die Heiligen Petrus und Cosma. So wurde die Figuren auch früher beleuchtet, als es noch nicht das elektrische Licht mit Münzeinwurf gab. Das ist inzwischen übrigens wirklich teuer geworden. Ich meine: 50 Cent für nur 50 Sekunden?


  1. Die tatsächliche Existenz der beiden Heiligen ist sehr fraglich. 1969 wurde Pudentiana zusammen mit ihrer Schwester Praxedis von Papst Paul VI. aus dem allgemeinen Heiligenkalender gestrichen. ↩︎
  2. Möglicherweise der Hl. Zenon. ↩︎
  3. An die Kirche angebaut ist die fast vollständig mit wunderbaren byzantinischen Mosaiken ausgestattete Zenokapelle. ↩︎
  4. Die beiden Heiligen sind vor allem in der orthodoxen Kirche populär. ↩︎
  5. Seit der Restaurierung der linken Personengruppe trägt Papst Felix keine Tiara mehr und hält als Attribut nicht mehr den Schlüssel, sondern das Kirchenmodell. ↩︎
  6. Der Hl. Cosma trägt am linken Arm die mit einem Kreuz versehene rote Arzttasche, wovon beim Hl. Damiano nur ein Teil der Rückseite zu sehen ist. ↩︎
  7. Diese symbolische Darstellung durch Lämmer wurde danach sehr populär und findet sich zB in Sant‘ Apollinare in Classe in Ravenna und eben auch in den von Papst Paschalis gestifteten Kirchen. Sie kam nach dem Konzil in Trullo wieder außer Mode. ↩︎
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