Weltliches Byzanz

Heute schreibe ich ein wenig über das weltliche byzantinische Erbe in Istanbul, damit nicht immer nur von Kirchen die Rede ist.

Tamara vor dem Porpyhrogennetos-Haus des Blachernen-Palastes

Daher möchte ich zunächst über den Blachernen-Palast berichten. Das war der kaiserliche byzantinische Palast in der spätbyzantinischen Zeit, nachdem der Hof aus dem verfallenden alten Kaiserpalast im Südosten der Stadt an die nordwestliche Theodosianische Stadtmauer verlegt wurde. Der Palast ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwer zu erreichen und in keiner guten Stadtgegend, aber dafür nur einen kurzen Fußweg von der Chora-Kirche entfernt, sodass er sich mit dieser touristisch gut verbinden lässt.

Vom kaiserlichen Palastkomplex heute noch in Teilen erhalten, ist das Porphyrogennetos-Haus, das erst im 13. Jahrhundert errichtet und von der kaiserlichen Familie bewohnt wurde. Er wird so bezeichnet, weil die kaiserlichen byzantinischen Kinder (bereits im alten Palast) in einem mit Porphyr ausgestatteten Palastraum geboren und auch mit diesem Ehrentitel bezeichnet wurden.

Nur noch die äußeren Wände sind heute erhalten, als Museum aber sehr schön restauriert. Vor allem die vordere Fassade in den Innenhof gilt als kunstgeschichtlich wertvoll, da der Palast das einzige bedeutende Beispiel der weltlichen byzantinischen Architektur Konstantinopels ist, das bis heute erhalten blieb.

Außerdem an der Theodosianischen Stadtmauer, wenngleich am anderen südwestlichen Teil, ist das Goldene Tor zu besichtigen. Es ist jener Eingang der Stadt, in dem die Kaiser nach Kriegen im Triumph wieder in die Stadt einzogen. Das Goldene Tor musste, wie am unteren Foto ersichtlich, mehrmals verkleinert werden, um noch verteidigt werden zu können. Große militärische Thriumphe gab es in spätbyzantinischer Zeit ohnehin keine mehr zu feiern.

Das mehrfach verkleinerte Goldene Tor an der Theodosianischen Stadtmauer
Neue Moschee im Inneren des Museumskomplexes des Goldenen Tors

Im Inneren des Museumskomplexes des Goldene Tors wird gerade eine neue Moschee gebaut. Angeblich, weil hier eine alte nach der osmanischen Eroberung errichtete Moschee stand (von der aber schon seit Jahrhunderten nichts mehr übrig ist). Ich würde es noch verstehen, wenn sie historisch korrekt wieder restauriert würde, aber davon kann keine Rede sein. Es ist ein Bau, wie er gerade unter Erdogan modern ist – Stil: „Nach der osmanischen Eroberung in Moschee umgewandelte alte byzantinische Kirche.“

Konstantin-Säule

Zurück in der Altstadt steht in seiner historischen Mitte am höchsten Platz im früheren Konstantinforum die Konstantinsäule. Sie wurde 328 errichtet und am 11. Mai 330 bei der Einweihungsfeier Konstantinopels miteingeweiht. Ursprünglich befand sich auf ihr eine Statue, die aber irgendwann runterfiel. Ich glaube durch ein Erdbeben. Unter Kaiser Manuel I (regierte 1143 bis 1180) wurde ein Kreuz auf der Säule aufgestellt, welches nach der Eroberung 1453 von den osmanischen Eroberern entfernt wurde. 

Ägyptischer Obelisk am früheren Hippodrom

Sehenswert im weltlichen Byzanz ist natürlich auch das alte Hippodrom, quasi das Kolloseum des neuen Rom. Es war jener Ort, an dem Spiele und Versammlungen veranstaltet, Kaiser ausgerufen und gestürzt wurden. Im alten Kaiserpalast gab es einen direkten Zugang in die Kaiserloge des Hippodroms. Vom Hippodrom sind heute bis auf das südliche Ende keine Reste mehr erhalten, doch lässt sich sein früherer Ort am heutigen Sultan-Ahmed-Platz nahe der Hagia Sophia noch gut erahnen.

Der 3500 Jahre alte ägyptische Obelisk von Pharao Tutmosis III in der Mitte des Hippodroms – das älteste Denkmal Istanbuls – wurde von Kaiser Theodosisus 390 nach Konstantinopel gebracht. Der Obelisk mag ägyptisch sein, sein Sockel ist aber lupenrein byzantinisch.

Der Sockel trägt auf allen vier Seiten eine Reliefverzierung mit unterschiedlichen Szenen kaiserlich frühbyzantinischer Selbstdarstellung. Der Transport und die Aufstellung des Obelisken wurden auf dem Sockel ins Bild gesetzt.

Schlangensäule am früheren Hippodrom

Es gibt noch einen zweiten aus Steinen gemauerten und ursprünglich mit goldenen Platten verkleideten Obelisken am südlichen Ende des Hippodroms, der dort schon vor dem ägyptischen stand, aber den fanden wir weniger interessant – im Gegensatz zur bronzenen Schlangensäule, die aus dem griechischen Delphi ins Hippodrom nach Konstantinopel gebracht wurde (stand dort angeblich vor dem Apollotempel). Der Kopf der Schlange fehlt, ist aber im Archäologischen Museum der Stadt ausgestellt, sodass wir hoffen, ihn morgen sehen zu können.

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