Ein Tag in Peking (Teil I)

29.10.2016.

Ein neuer Tag in der unglaublichsten Stadt des Universums beginnt. Dies ist übrigens der Blick aus unserem Hotelzimmer am Morgen:

Blick aus Hotelzimmer im Zentrum Pekings

Wer jetzt denkt, es handelt sich um den Blick aus einem drittklassiges Hotel in Atlanta, Georgia oder Lagos, Nigeria irrt. Es handelt sich um ein 5 Sterne Hotel, eine U-Bahnstation vom Tian’anmen-Platz entfernt. Zentraler geht es in Peking also kaum. Peking ist eben eine extrem weiträumige Stadt, wo alles eine Dimension größer ist. So zählen die Ampeln hier auf vielen Straßen bis 100 runter, weil die Straßen so breit sind (zum Verkehr in Peking gibt es noch einen eigenen Newsletter, weil das ist eine Geschichte für sich). Und um Peking ziehen sich auch nicht zwei Ringstraßen wie in Wien (Ring und Gürtel), sondern fünf. Alles, was hier nach Plan um die Ecke liegt und zu Fuß nach fünf Gehminuten aussieht, dauert eine halbe Stunde. Da kann es dann eben auch mal passieren, dass in bester Lage große Flächen brach liegen und auf „Immobilienentwicklung“ warten. Wird dann entwickelt, so führt das, von wenigen gelungenen Prestigeprojekte, wie für die Olympischen Spiele, abgesehen, selten zu etwas anderem, als den gleichen geschmacklosen, ununterscheidbaren Hochhäuser, die nach 20 Jahren ihre Lebensdauer überschritten haben und auf Abriss und Neubau durch den nächsten „Immobilienentwickler“ warten. Peking, das muss hier leider gesagt werden, ist keine schöne Stadt. Irgendwie eine Mischung aus Atlanta, Moskau und Pjöngyang.

Eine Kostbarkeit Pekings und ganz Chinas ist aber sicher die „Verbotene Stadt“, also der alte Sitz des Kaiser mit seinem Hof, der mit dem im Süden anschließenden Tiananmen Platz das Zentrum der Stadt bildet. Von „normale Chinesen“ durch eine hohe Mauer getrennt, bildet sie wirklich eine Stadt in der Stadt. Vom südlichen Tor (Süden heißt auf Chinesisch: nán, schreibt man so: 西) bis zum nördlichen sind es etwa 8km lang. Für die Besichtigung haben wir uns heute den Wecker gestellt, um rechtzeitig dort zu sein, weil pro Tag nur 80.000 (!) Besucher in die Stadt dürfen. Davon übrigens gefühlte 99% Chinesen. Das haben wir dann auch geschafft, obwohl wir noch beim Ticket Schalter das Problem lösen mussten, keinen Pass vorzeigen zu können (war im Hotelsafe). Am Ende hat aber mein Personalausweis und Tamaras ÖBB Vorteilsticket auch gereicht. (Tipp: In Peking immer den Pass bei Besichtigungen dabei haben!)

Geschichtlich kann ich davon wenig erzählen, weil ich die Namen der chinesischen Kaiser weder aussprechen noch mir merken kann. Ich weiß nur, dass die letzte der 20 Dynastien (so von 1650 bis 1900) die Qing war und davor, so von 1350 bis 1650, die Ming Dynastie herrschte. Hier stattdessen ein paar Impressionen von der Verbotenen Stadt. Ich fand sie noch beeindruckender als die chinesische Mauer:

Kaiserpalast in der Verbotenen Stadt
Thron des Kaisers

Nach der Verbotene Stadt war dann der halbe Tag schon vorbei. Anschließend ging es mit der U-Bahn weiter zum Tiananmen-Platz. Der befindet sich zwar, wie erwähnt, am südlichen Eingang zur Verbotenen Stadt, sodass man ihn sich am besten vorher angesehen hätte. Schlecht vorbereitet, sind wir aber von der Ostseite gekommen (Osten heißt auf Chinesisch: „dong“, schreibt man so 東, steht oft am Beginn vieler Straßennamen) und haben die Verbotene Stadt am Nordausgang (siehe oberstes Foto, vom Wangchun-Pavillon im Jingshan Park gemacht) verlassen müssen. Norden heißt auf Chinesisch „běi“, schreibt man so: 北. Zum Beispiel in Beijing (Peking), das heißt „Nördliche Hauptstadt“ 北 京. Das zweite Zeichen, 京 (Jing), also Hauptstadt, wird auch alleine für Peking verwendet, zB am Beginn der Autokennzeichen von Peking (die sind hier übrigens blau).

Und jetzt hab ich vor lauter Freude am Wissen den Faden verloren. Vom anschließenden Besuch des Tiananmen-Platzes daher erst im nächsten Newsletter. Morgen abend geht es im Nachtzug nach Xi’an, da ist vielleicht etwas Zeit zum Schreiben; „xī“ heißt übrigens „Westen“, schreibt man so: 西. 安 (an) bedeutet Friede, Ruhe. Xi’an (西 安) müsste also „Friede im Westen“ bedeuten (just saying).

(Visited 1 times, 1 visits today)

Leave A Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert