Die Terrakotta Armee in Xi’an

31.10.2016.

Um 9:40 mit dem Nachtzug und wenig Schlaf in Xi’an angekommen, ging es gleich weiter zur Terrakotta-Armee des erste chinesischen Kaisers Qin Shi Huang, der China geeinigt hat (für die Historiker: Das war 221 AD, da war Rom nur ein Stadtstaat mit Hinterland und Ambitionen). Genau genommen handelt es sich um sein Mausoleum, aber das eigentliche Grab des Kaisers selbst ist noch ungeöffnet. Das hat zB damit zu tun, dass noch unklar ist, wie vorzugehen ist, damit bei einer Öffnung nicht alles zerfällt. So waren die Figuren alle bunt bemalt, doch löst sich diese Farbe idR in Minuten nach der Öffnung auf. Vor allem besteht die Gefahr von Gesundheitsschädigungen, da der erste Kaiser ein Quecksilber-Freak war und möglicherweise das Grab damit verseucht ist.

Diese lebensgroßen Terrakotta-Krieger sollten sein Grab bewachen und lagen über 2000 Jahre unter der Erde bis 1974 Bauern bei einer Brunnengrabung auf die ersten Krieger stießen. Es gibt zwar einen annähernd zeitgenössischen Bericht über ein umfangreiches Grab des Kaisers, wonach ein ganzer Palast errichtet sein soll, von Terrakotta-Soldaten ist darin aber nicht die Rede. Seither wird jedenfalls fleißig gegraben und restauriert, ohne dass ein Ende abzusehen ist. Drei Ausgrabungshallen sind bisher zu besichtigen. Die Soldaten sind in unterschiedlichsten militärischen Rängen dargestellt – vom einfachen Fußsoldaten bis zum hochrangigen Offizier.

2008 waren im British Museum 12 Soldaten ausgestellt (Tamara war dort). Das war die erfolgreichste Ausstellung des British Museum seit der Tutanchamun-Ausstellung 1972. Die 400.000 Karten waren in Minuten ausverkauft. Also hier sind ein paar Soldaten mehr ausgestellt. In der ersten großen Ausgrabungshalle sind es allein ca. 6.000 Soldaten (allerdings nicht alle im besten Zustand).

Zur Ausgrabungsstätte ging es überraschend unkompliziert, war aber trotzdem anstrengend. Wir gaben unsere Koffer gleich vor dem Bahnhof in Xi’an in einer Gepäckaufbewahrung ab. An den Bahnhofsplatz (gemeint ist der Hautbahnhof, nicht der Nordbahnhof; an letzteren bleibt der Superschnellzug – hier auch Bullet Train genannt – stehen) grenzt bereits die alte Stadtmauer an, die die Altstadt umschließt. Neben dem Bahnhofsplatz, wo sehr viel Polizei und Militär zu sehen ist, befindet sich der Busbahnhof. Wir fuhren mit dem Bus (zB 306, 914 oder 915; wir empfehlen den 306, hat eine etwas andere Route und weniger Haltestellen) weiter nach Lintong, einer chinesische Kleinstadt mit ca. 600.000 Einwohner, wo sich das Mausoleum befindet. Das dauerte so ungefähr ein Stunde und kostete 7 oder 8 Yuan. Man kann natürlich auch ein Taxi nehmen. Das kostet dann bei einem Taxifahrer, der einen nicht übers Ohr haut, 300 – 400 Yuan, ist aber nicht viel schneller, weil der 306er Bus nur ein paar Mal stehen bleibt. Tickets gibt es im Bus. Am Weg sahen wir viele Felder mit Granatapfelbäumen und Bauern, die sie direkt am Straßenrand verkauften. Scheint gerade Saison dafür zu sein.

Für Xi’an selbst war heute keine Zeit mehr und morgen nachmittag geht es schon weiter nach Hong Kong. Schade, hätten noch gerne einen Tag für Xi’an gehabt, um die Altstadt anzusehen. Für Xi’an sollten zwei Tage eingeplant werden, einen für die Terrakotta-Armee und einen für die Stadt. Vielleicht geht sich zu Mittag doch noch eine Besichtigung der großen Moschee aus. Mal schauen, möchten es jedenfalls versuchen. Ist immerhin die Größte in China.

Xi’an ist übrigens die Hauptstadt der Provinz Shaanxi: 陕 (shǎn = Bergpass) und 西 (xi = Westen, siehe früherer Newsletter) und bedeutet folglich „Westlich des Bergpasses“. Hier ist das Autokennzeichen der Provinz, mit dem Provinznamen zu Beginn.

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