Byzantinische Kirchen (Teil II): Sant’Agnese fuori le mura und Santa Constanza

Heute sind wir mal etwas weiter rausgefahren. In das Stadtviertel Trieste im Nordosten der Stadt. Rom dürfte eine der wenigen großen Städte in Europa sein, in der der östliche und nicht der westliche Stadtteil der wohlhabendere ist. So fuhren wir mit dem Bus durch schöne Villengegenden bis wir nach rd. einer Stunde die Basilica Sant’Agnese fuori le mura an der alten Via Nomentana erreichten.

Apsis in Sant‘ Agnese fuori le mura
Papst Honorius I. als Kirchenstifter mit dem Modell der Kirche
Die Hl. Agnes. Das rote Feuer zu ihren Füßen konnte ihr der Legende nach nichts anhaben, sodass man sie wie ein Lamm (lat.: agnus) enthaupten ließ.

Die Heilige Agnes war im frühen Christentum überaus populär. Sie starb wahrscheinlich um das Jahr 250 mit 12 oder 13 Jahren als christliche Märtyrerin im Circus Agonalis, an dessen Stelle sich heute die Piazza Navona1 befindet. Sie wurde außerhalb der Stadtmauern in den dortigen Katakomben bestattet.2 Dort ließ Constantina, die Tochter des Kaisers Konstantin, bereits in den Jahren 337 bis 351 eine erste, sehr große Kirche mit ihrem Grab errichten, von der heute nur noch einige Reste der Außenmauern zu sehen sind.

Die heutige kleinere Kirche stammt aus dem 7. Jahrhundert und zeigt in der Apsis ein schönes Mosaik der Hl. Agnes im Kostüm einer byzantinischen Prinzessin. Zu ihrer Rechten steht der Kirchenstifter, Papst Honorius I., mit einem Modell der Kirche. Die Identität der zweiten Person zu ihrer Linken ist nicht mehr zweifelsfrei feststellbar. Den zweistöckigen Bau der Kirche mit Säulen aus antiken Spolien findet man ähnlich, nicht weit entfernt, in San Lorenzo fuori le mura.

An die erste Basilika der Hl. Agnes ließ Constantina in den Jahren 340–345 ihr eigenes Mausoleum, die heutige Kirche Santa Costanza, anbauen. In der Mitte des Rundbaus stand ursprünglich ihr Phorphyr-Sarkophag. Eine Replik ist heute in einer Nische der Kirche zu sehen, da das Orginal in die Vatikanischen Museen gebracht wurde. Auch bei den Säulen dieser Kirche handelt es sich fast ausschließlich um Spolien, die aus älteren Gebäuden hierher verbracht wurden. 

Der im Umgang des Rundbaues von Santa Constanza – im Gegensatz zur Kuppel – noch fast vollständig erhaltene Mosaikenschmuck zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen frühchristlicher Kunst:

Christus übergibt Petrus das Gesetz. Seitenapsis in Santa Constanza

Interessant, auch wenn Restaurarierungsarbeiten im Laufe der vielen Jahrhunderte das ursprüngliche Aussehen etwas verfälscht haben, fanden wir auch die beiden Mosaike in den Apsiden. Das Mosaik in der linken Apsis zeigt die Gesetzesübergabe von Christus an Petrus unter Anwesenheit des Paulus. Es wird gerahmt von zwei Palmen als Triumphzeichen der Märtyrer. Die Lämmer kommen aus den Stadtsilhouetten von Jerusalem (links) und Bethlehem (rechts). Dieses Motiv werden wir im Apsismosaik der Basilica Santi Cosma e Damiano noch einmal sehen.

Nach den Mittagessen gingen wir zu Fuß weiter in die Katakomben der Priscilla, wo die angeblich ältestes Darstellung der Gottesmutter (aus dem Jahr 230) zu sehen ist. Die Führung unserer kleinen Gruppe erfolgte in deutscher Sprache durch eine noch relativ junge Nonne aus Bayern. Fotografieren war dort leider nicht erlaubt.


  1. Papst Innozenz X. ließ deshalb an der Piazza Navona von Franceso Borromini zwischen 1652 und 1672 die berühmte Barockkirche Sant’Agnese in Agone errichten, wo der Kopf der Hl. Agnes als Reliquie ausgestellt ist. In dieser Kirche ist auch der Papst selbst bestattet. ↩︎
  2. Friedhöfe waren aus hygienischen Gründen innerhalb römischer Städte verboten. ↩︎

(Visited 54 times, 1 visits today)

1 Comment

  1. Petra 12. Februar 2025 at 8:45

    Sehr schön. Ich mag die Kirchengeschichten. Ist wie die „Sendung mit der Maus“ – irgendetwas Neues lernt man immer dabei.

    Reply

Leave A Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert