Olympia (Ὀλυμπία)

Von Patras ging die Fahrt am nächsten Morgen entlang der Westküste des Peloponnes südwärts nach Olympia, das wir nach rd. zwei Stunden Fahrtzeit erreichten.

Olympia (Ὀλυμπία) heißt genau genommen nur das antike Heiligtum des Zeus in der antiken Region Elis. Die Eleer, die Einwohner von Elis, waren für die Ausrichtung der Olympischen Spiele verantwortlich. Die heutige Kleinstadt am Rande der antiken Sportstätten nennt sich Archea Olymbia (Αρχαία Ολυμπία).

Kurz vor Archea Olymbia änderte sich die Landschaft, wurde vegetationsreicher und hügeliger. Dort ankommend, fanden wir uns in einer Kleinstadt wieder, die in ihrer Ruhe, Sauberkeit und Behäbigkeit an einen mitteleuropäischen Kurort erinnerte. An deren Ende befinden sich die Ruinen der antiken Tempel und Sportstätten um einen größeren Hügel in einem Wäldchen angelegt, dem heiligen Hain von Olympia.

In Zentrum von Olympia standen die zwei großen Tempel des Heiligtums, der um 600 v. Chr. errichtete Heratempel und der zwischen 472 und 456 v. Chr. errichtete Zeustempel.

Hier die Reste des Heratempels:

Auf dem Altar vor dem Heratempel wird das Olympische Feuer für die neuzeitlichen Spiele entzündet (gab es in der Antike nicht).

Und hier, was vom Zeustempel übrig blieb:

Der Zeustempel war der größte Tempel auf der Peloponnes und zur Zeit seiner Errichtung der größte Tempel in Griechenland. Im Inneren des Zeustempels stand die über zwölf Meter hohe Zeus-Statue des Phidias aus Gold und Elfenbein, die in der Antike zu den sieben Weltwundern gezählt wurde. Von ihr ist heute nichts mehr zu sehen. Sie wurde nach dem Ende der Spiele in christlicher Zeit nach Konstantinopel gebracht, wo sie bei einem Brand zerstört wurde.

Die Ruinen der antiken Sportstätten wurden 1766 wiederentdeckt und ab 1874 mit deutscher Beteiligung freigelegt. Darum sind die Beschriftungen außer in Englisch auch in Deutsch. Das Eintrittsticket ist nicht nur für die Ausgrabungsstätte, sondern auch für die zwei angeschlossenen Museen gültig, nämlich das neuere Archäologische Museum in postmoderner Bauweise und das ältere Museum, das heute nur mehr den antiken Olympischen Spielen gewidmet ist. Der Kunsthistoriker wird sich mehr für ersteres, Sportinteressierte mehr für zweiteres begeistern. Ich fand beide toll.

Im Archäologischen Museum sind die noch relativ gut erhaltenen Giebelfelder des Zeustempels ausgestellt. Vor ihnen lässt sich gut vorstellen, wie sich antike Besucher gefühlt haben müssen, wenn sie vor dem Tempel stehend in zwölf Meter Höhe diese wunderbaren Statuen betrachteten. Hier ist der Westgiebel des Tempels zu sehen:

Das in der Mitte ist Apollo:

Die Olympischen Spiele fanden nach der offiziellen antiken Zeitrechnung alle vier Jahre im August statt; und zwar von 776 v. Chr. bis 393 n. Chr., also immerhin über 1100 Jahre lang.

Ursprünglich gab es nur einen einzigen Wettkampf, nämlich den Stadionlauf über die Länge des Stadions von 192,27 Meter.

Später kam der Doppellauf über zwei Stadienlängen und noch später der Langstreckenlauf hinzu. Von richtigen Spielen kann erst durch die Erweiterung um weitere Sportarten wie Pferderennen, Faustkämpfe, Ringen und Diskuswerfen gesprochen werden. Durch die größere Anzahl an Wettkämpfen wurden die Spiele im Laufe der Jahrhunderte von einem auf fünf Tage verlängert.

An den Wettkämpfen durften nur freigeborene, männliche Griechen (später auch Römer) teilnehmen. (Verheiratete) Frauen durften den heiligen Hain von Olympia mit Tempeln und Sportstätten nicht betreten und konnten nur als Rennstallbesitzer Olympiasieger werden, da bei den Wagenrennen nicht dem Wagenlenker, sondern dem Rennstallbesitzer die Siegesehre zugesprochen wurde. Zeitrechnung war noch keine möglich und hätte auch niemanden interessiert, es zählte nur der Sieg.

Die Sieger wurden mit einem Palmzweig, einem Stirnband und einem Kranz aus Zweigen vom wilden Ölbaum in der Nähe des Zeustempels geehrt. Olympiasieger der Antike wurden als Helden gefeiert und privilegiert durch Steuerbefreiung, Geldprämien, Geschenke und Ehrenrechten. Nicht zufällig sind von den rd. 3500 Siegern deshalb noch heute rd. 800 namentlich bekannt.

Das alles und noch viel mehr erfährt man in den beiden tollen Museen. Wir wären gerne noch etwas länger im friedlichen Olympia geblieben, aber die Museen schließen in Griechenland ab November schon um 15.00 Uhr und so ging es nach einem Lunch weiter südwärts an die Costa Navarino, wo wir nach weiteren zwei Stunden Fahrtzeit am Abend ankamen.

 

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